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Denk Tank

Gehirnschlacke und Gedankenmüll von Roland Bart

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Hin und wieder muss es einfach sein: Eine Beobachtung löst einen Gedanken aus, der sich wie eine Wolke im Kopf verbreitet und sich nicht wieder verflüchtigt, bevor er nicht in irgendeiner Weise geäußert ist. Und ich denke viel. Eigentlich ständig. (Auch wenn ich nur sehr selten Zeit habe, diese Gedanken zu formulieren). Ich bin wie ein Besucher, ein Tourist von einem anderen Stern, der nicht anders kann als zu beobachten, nachzudenken und sich immer wieder aufs Neue über Alltäglichkeiten zu wundern, darüber, wie wir leben in unserem kleinen Biptop called Planet Earth. Und wer bin ich? Hab ich ja eben gesagt: Ein Tourist von einem anderen Stern.

Montag, Oktober 31, 2005

Das Beispiel von eBay zeigt....

...dass Usability keine Rolle spielt. eBay wäre sonst nicht so erfolgreich. Jedesmal, wenn ich "Mein Ebay" aufrufe, bin ich aufs neue verwirrt. Seit Monaten steht da "Ein Artikel ist noch nicht bezahlt". Von wem? An wen? Dahinter finde ich mein letztes Angebot, das längst über den Ladentisch ging, Geld überwiesen. Muss ich das eBay irgendwie mitteilen? Nur wie? Nirgends ein Hinweis. Auf "Versand vorbereiten" klicken? Aber das ist doch längst Schnee von gestern. Zumal in der lustigen Icon-Liste hinter dem Artikel der Einkaufswagen für "Kaufabwicklung abgeschlossen" eben selbiges signalisiert.
Zurück zu "Mein Ebay". Dort finde ich noch den Hinweis "1 Artikel, den ich verkauft habe, ist für die Unterbeitung eines Angebots an unterlegene Bieter berechtigt". Wie bitte? Wer berechtigt hier wen? Und warum? Habe ich irgendwann was falsches geklickt? Und was sind nun die Konsequezen aus dieser kryptischen Mitteilung? Das Link führt auf denselben, angeblich noch nicht bezahlten Artikel.
Eigentlich möchte ich ja eine Bewertung abgeben. In der Anleitung steht zwar "Klicken Sie unter 'nächster Schritt' auf 'Bewertung abgeben'" - aber dort steht steif und fest "Versand vorbereiten". Weit und breit kein Link für meine Bewertung. Schließlich klicke ich auf "Bewertungsportal" in der Navigation - und siehe da: hier bin ich richtig.
Nur, wie komme ich jetzt wieder zurück zum Ausgangspunkt der Reise? Die Navigation gibt keinerlei Hinweis darauf, wo ich mich gerade befinde. Ach, ganz da oben, über der dicken blauen Leiste, die "Mein eBay" abgrenzt, entdecke ich einen Pfad. Sollten die tatsächlich kein Geld für einen Webdesigner haben, der ihnen mal die Grundlagen von Usability erläutert? Dass z.B. ein Pfad außerhalb eines in sich geschlossenen Rahmens nicht mit dem Inhalt dieses Rahmens in Verbindung gebracht wird?
Den Nutzern scheint's egal. Content ist halt doch King und Usability kein Thema, wenn's um den Spieltrieb geht.

Freitag, Oktober 28, 2005

Eure Heuchelei...

...kotzt mich an, liebe Vermieter und alle, die sich immer so kinderliebend geben ("ach, die Kleine ist ja so entzückend!" - O-Ton meiner Vermieterin angesichts meiner 2-jährigen Tochter), und sich dann über den Anblick eines Kinderwagens mokieren. So geschehen heute Morgen: Kam zitierte Vermieterin doch tatsächlich auf mich zu und meinte, der Fahrrad-Kinderanhänger vor der Tür und der Wäscheständer auf dem Sonnendeck, das sehe ja aus "wie bei den Türken"; ob ich den Anhänger nicht wegstellen könnte. Wie bitte? Ein Fahrradanhänger stört den Anblick des Vorstadthauses? Was ist los mit euch Deutschen? Meine Vermieterin ist ansonsten eine nette alte Frau, christlich angehaucht und kulturell interessiert. Fast blind obendrein. Sie wird den Anhänger selbst kaum erkennen können - aber es könnte ja irgendwer Anstoß daran nehmen.
Eine ähnliche Geschichte passierte meinem Bruder. Der hat eine Wohnung gekauft, und die zweite Partei im Haus war entzückt: Eine Familie mit Kindern - endlich kommt Leben ins Haus! Aber da kam noch ein Kind auf die Welt und damit der Kinderwagen, der jetzt im Hausflur steht. Seitdem hängt der Haussegen schief. "Kinder sind unsere Zukunft" sagt man in Deutschland. Ungestraft. Die Mittvierziger und Anfangsfünfziger im Bundestag verhandeln das Gut "Kinder" wie Assets an der Börse: wir brauchen mehr davon, damit die Rentenkasse stimmt. Man bezahlt Prämien, damit Leute Kinder machen. Man nennt sich "kinderfreundlichste Stadt Deutschlands" und macht damit Imagewerbung. Mehr aber nicht (man bleibt weiterhin die Stadt mit dem höchsten Verkehrsaufkommen und der schlechtesten Atemluft). Von den Konsequenzen des Kinderhabens will man nichts wissen. Der Ärger über den Kinderwagen vor der Haustüre ist nur stellvertretend dafür, dass einem der ganze Kinderkram eigentlich nur auf die Nerven geht.

Sonntag, Oktober 23, 2005

"Bridget Jones" ist sicher...

...nicht der Film, über den zu schreiben eines Cineasten würdig wäre. Dennoch: Er muss erwähnt werden. Als ein Paradebeispiel für männliches vs. weibliches Erzählen; und als Lehrstück für alle Filmstudenten, wie man einen zweiten Teil einfach nicht versieben darf.
Und weil ich mich heute morgen immer noch darüber ärgere. Bridget Jones Teil 1 (Schokolade zum Frühstück) hat mich erstaunt: Ich hatte weniger erwartet. Aber der Film glänzt mit Humor und einer subtilen Selbstironie, welche die Mittdreißigerin Bridget Jones beim Protokollieren ihrer eigenen Torschlusspanik an den Tag legt - verkörpert durch eine Renée Zellweger, die der Figur in einer Mischung aus kindlicher Unbedarftheit und warmer, weiblicher Erotik den entscheidenden Funken Charme verleiht, ohne den nicht glaubhaft wäre, dass Männer wie Hugh Grand oder Colin Firth ihr verfallen. Das Geheimnis des Films ist seine Weiblichkeit - und der Abspann bestätigte meine These, dass eigentlich nur Frauen über Frauen so erzählen können: Regie, Buch und Drehbuch lagen in weiblicher Hand (Sharon Maguiere, Helen Fielding).
Zur männlichen Anmaßung hingegen wird der 2. Teil (Am Rande des Wahnsinns). Kein Funke Subtilität mehr, sondern plattester Slapstick tischen uns Regissieur Beeban Kidron und Drehbuch-Autor Andrew Davies da auf. Dass es billiger kaum geht - der Film besteht vollständig aus aufgewärmten Repliken jener Sezen, die im ersten Teil funktioniert haben - ist schon schlimm genug. Aber die penetrant männliche Sichtweise macht den Film geradezu unerträglich. Plötzlich haben die Figuren Männerwitze auf den Lippen (Jones: "I know where Germany is, but he's too dumb to localize his own asshole." Darauf Clever (Grand): "I know exactly where my asshole is - and her's as well". Und Renée Zellweger kultiviert den dümmlich-naiven Gesichtsausdruck der Bridget Jones, der im ersten Teil so charmant mit der immer wieder aufblitzenden Schönheit der Schauspielerin kontrastierte, zur Dauergrimasse. Unter der Hand von Männern verflachen Geschichte und Figuren bis zur Peinlichkeit - peinlich fürs männliche Geschlecht. Gottseidank gibt es andere Filme von Männern - wenn auch nicht unbedingt zu Frauenthemen-, die als positive Beispiele dagegen zu setzen wären. Dieser Film aber sollte auf den Filmhochschulen ins Programm genommen werden als abschreckendes Beispiel einer Fortsetzung: So nicht.

Mittwoch, Oktober 12, 2005

Geld...

...regiert. Die Welt. Mich?
Gestern die Steuern abgechlossen, zum Finanzamt gedackelt, abgegeben. Ein schwerer Gang, und ungeheuer demotivierend. Denn da geht mein Jahresurlaub: Etwa so viel muss ich ans Finanzamt abführen. Natürlich habe ich seit Jahren keinen richtigen "Jahresurlaub" mehr, so etwas gibt es in der Wirklichkeit des Freiberuflers nicht. Man verliert die Lust. Steuern braucht das Gemeinwohl und auch ich würde sie ohne Murren zahlen, wenn ich danach noch allgemein wohl leben könnte. Aber ich verdiene vor Steuern gerade mal so viel, dass ich mit meiner Frau die Miete, zwei Kinder, ein Auto und den ganzen Versicherungsquatsch irgendwie finanzieren kann. Dafür muss ich auch an den Wochenenden ranklotzen. Und da ist es schon demotivierend, wenn das Finanzamt den Jahresurlaub kassiert. Hätte Paul Kirchhoff daran etwas geändert mit seiner Flat-Tax? Oder Friedrich Merz mit seinen Bierdeckeln? Was würde ein Steuermodell bewirken, das kleinen Selbstständigen genügend Luft zum Atmen ließe? Eines, das bis zu einer Umsatzgrenze von, sagen wir, guten 30.000 Euro, Steuerfreiheit und eine simple Steuererklärung erlaubt. Damit ließe es sich vernüftig leben, die Relation Arbeiten und Gewinn wäre zufriedenstellend. Sich selbstständig zu machen, hätte einen ganz anderen Reiz.
Aber ich höre schon die Proteste: Keiner würde sich mehr anstrengen, mehr zu verdienen (und damit Steuern zu bezahlen), die Billigheinis würden mit Dumpingangeboten die Preise drücken usw...dann doch lieber arbeitslos und Hartz IV - Empfänger. Zumal es denen ja gar nicht so schlecht geht: 53 Prozent der Alos haben 20 Prozent weniger Einkommen. Naja, das geht doch, wenn man einen Partner mit Job hat - oder? "Zu den Verlierern der Reform zählen Paare, bei denen ein Partner erwerbstätig ist", findet die Studie, in der das nachzulesen ist. Und 47 Prozent geht es sogar besser. Vielleicht sollte ich mich mal wieder "alos" melden - Anspruch darauf hätte ich noch und meine Frau könnte sich eine kleine Zweitwohnung suchen, denn die wird von der Arbeitsagentur bezahlt.

Dienstag, Oktober 04, 2005

Ein ganz normaler Arbeitstag...

...beginnt bei mir jedes Mal mit der Herausforderung, meinen guten Vorsätzen treu zu bleiben und ohne Umwege den längst fälligen Artikel fertig zu schreiben statt erst mal bei Spiegel.de nach den neuesten Entwicklungen im Bundesspektakel zu schauen. Denn darauf folgt fast unweigerlich der Blick in die ZEIT und die New York Times. Und dann gab's da noch NOLA.com, die Online Ausgabe der Times Picayune in New Orleans, von der ich gestern Abend in der Zeitung las. Die halten sich dort sprichwörtlich über Wasser, obwohl es kaum noch Leser gibt in der Stadt - muss ich mir unbedingt einmal anschauen. Dabei könnte ich eigentlich gleich die Runde durch meine RSS-Feed Zentrale antreten - Heise, Golem, Cyberjournalist.net, New York Times Technology, die diversen Blogs etc... Aber dazu müsste ich mein eMail Programm starten, und wenn ich das tue, ist der Morgen gelaufen, denn dort warten nicht nur die Newsletter von Checkpoint eLearning, PR-Guide und Kress auf mich, sondern auch jede Menge Mails, die alle sofort beantwortet werden möchten. Am ungefährlichsten dabei sind noch die Pressemeldungen, die kommen ungelesen in einen Extra-Ordner, natürlich nicht ohne dass ich zuvor kurz die Betreffs überflogen hätte - es könnte ja etwas für den nächsten Artikel dabei sein (und ich weiß genau, dass ich die Mails nie wieder hervorhole, wenn sie erst einmal in ihrem Ordner verschwunden sind; darum lege ich auch so gut wie keine Filter an). Und schon überkommt mich die Lust, mein Leid jemandem mitzuteilen - der Klick zum Instant Messenger (den ich klugerweise so eingestellt habe, dass er nicht automatisch startet) ist verlockend. Gestern hat er mich aber eine Stunde gekostet, weil zwei ehemalige Seminarteilnehmer um ad-hoc Feedback zu ihren neu gestalteten Websites baten und ich natürlich nicht nein sagen konnte.
Am heutigen Tag allerdings alles kein Problem. Der Internetzugang streikt. Nach einigem Rumprobieren und Neustarten finde ich heraus: Zonealarm ist schuld, das neue Update von gestern sperrt mein Internet (auch so eine Sünde, die Update-Erinnerungen nicht zu deaktivieren!). Alle gerade erwogenen Optionen sind damit obsolet. Darauf, herauszufinden woran es beim neuen Zonealarm hakt, habe ich nun aber wirklich keine Lust. Ich entscheide mich für das einzig Richtige in dieser Situation: Ich verfasse einen (diesen) Eintrag für meinen Weblog.