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Denk Tank

Gehirnschlacke und Gedankenmüll von Roland Bart

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Hin und wieder muss es einfach sein: Eine Beobachtung löst einen Gedanken aus, der sich wie eine Wolke im Kopf verbreitet und sich nicht wieder verflüchtigt, bevor er nicht in irgendeiner Weise geäußert ist. Und ich denke viel. Eigentlich ständig. (Auch wenn ich nur sehr selten Zeit habe, diese Gedanken zu formulieren). Ich bin wie ein Besucher, ein Tourist von einem anderen Stern, der nicht anders kann als zu beobachten, nachzudenken und sich immer wieder aufs Neue über Alltäglichkeiten zu wundern, darüber, wie wir leben in unserem kleinen Biptop called Planet Earth. Und wer bin ich? Hab ich ja eben gesagt: Ein Tourist von einem anderen Stern.

Montag, August 02, 2010

Inception

Ein Traum. Ich sitze in einem vollbesetzten Kinosaal, 500 Menschen starren gebannt auf eine Leinwand, auf der Menschen mit Maschinengewehren niedergemäht werden, Gewehrkolben in Gesichter krachen, Handgranaten in Schächten voller Männer explodieren. Halt: Das sind keine Männer, das sind Projektionen. Nicht meine, sondern die der Protagonisten im Film. Die sind es nämlich, die träumen. Projektionen darf man töten. Es gibt sie nämlich gar nicht.

Wir sehen das mit Faszination. Töten darf man das, was es nicht gibt - Projektionen und Filmfiguren zum Beispiel. Wir sind fasziniert von unseren eigenen Abgründen, die uns hier vorgeführt werden: "Wenn hier das Unterbewusstsein intelligenter Menschen aus Versatzstücken des Aggressionskinos besteht, dann werden dem Kinogänger seine Freuden als Einfalltor des Bösen schaurig gemacht", analysiert die Stuttgarter Zeitung messerscharf.

Irgendwo feuern in diesem Augenblick echte Männer mit Joysticks Raketen von ferngesteuerten Drohnen auf Objekte, die sich auf den Bildschirmen wie unscharfe Käfer ausmachen. Lautlos gehen sie in grauschwarzen Wolken auf. Projektionen. Nicht ganz: Es sind Feinde. "Insurgents". In der Sprache der Profis "moving objects". Sie zu vernichten, ist ihre Pflicht und Schuldigkeit. Töten muss man, was es nicht geben darf.

Wir im Kino wissen darum. Es rührt uns nicht an. Was uns rührt, das ist dieser Vater, der seine Familie verloren hat und alles dafür tut, sie zurück zu gewinnen. Auch töten. Das darf er, denn er hat a) ein starkes Motiv und b) Feinde, die Objektstatus besitzen.

Objekt, Projektion - ein einfaches Label genügt, damit wir nicht beunruhigt sind. Wir dürfen uns laben am Schlachten und Leiden des Helden, weil alles nur ein Traum ist. Wir sehen nicht, dass dieser Film eine bitterböse Allegorie auf die Wirklichkeit ist. Zu gut tarnt er sich als "bildstarke Hommage an die Illusionsmacht des Kinos (Spiegel online). Harmlos also.

Auf drei Traumebenen will das Kämpfen und Schlagen und Töten kein Ende nehmen. Es geht voran wie in Super-Zeitlupe. Bis endlich der Abspann kommt und fünfhundert Menschen applaudieren.

Ob sie gar doch "beunruhigt" sind, wie die Stuttgarter Zeitung vermutet? Ich glaube nicht. Mein Kumpel jedenfalls hat sich 90 Minuten lang prächtig unterhalten. Sagt er.

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