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Denk Tank

Gehirnschlacke und Gedankenmüll von Roland Bart

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Hin und wieder muss es einfach sein: Eine Beobachtung löst einen Gedanken aus, der sich wie eine Wolke im Kopf verbreitet und sich nicht wieder verflüchtigt, bevor er nicht in irgendeiner Weise geäußert ist. Und ich denke viel. Eigentlich ständig. (Auch wenn ich nur sehr selten Zeit habe, diese Gedanken zu formulieren). Ich bin wie ein Besucher, ein Tourist von einem anderen Stern, der nicht anders kann als zu beobachten, nachzudenken und sich immer wieder aufs Neue über Alltäglichkeiten zu wundern, darüber, wie wir leben in unserem kleinen Biptop called Planet Earth. Und wer bin ich? Hab ich ja eben gesagt: Ein Tourist von einem anderen Stern.

Sonntag, April 15, 2007

Oettingers Rede...

...lässt mich schaudern. Ich rede vom Ministerpräsiedenten von Baden-Württemberg und seinen Beratern, die keine Probleme damit haben, einen Nazi-Richter zu rehabilitieren. Der Eklat um Oettingers Laudatio für Ex-Ministerpräsident Filbinger bringt es erst so richtig an den Tag: Da gibt es offenbar einen mächtigen, braunen Kern in der Regierung des Musterländles, dem die Anbiederung an den rechten Rand wichtiger ist als der guter Ruf des Landes. Oder - was noch schlimmer wäre - die Herren sind tatsächlich davon überzeugt, dass ein ehemaliger Richter im Dienste Adolf Hitlers voll in Ordnung war. Hallo? Richter wird man nur, wenn man den Eid auf die Verfassung seines Landes leistet, in Filbingers Fall also wohl die der Nazi-Verfassung. Da spielt es dann fast keine Rolle mehr, ob er an Todesurteilen für Fahnenflüchtige mitwirkte (was er tat), oder graues Mäuschen spielt. Die mindeste Tat, die das Label "Gegner des NS-Regimes" legitimieren würde, wäre die Niederlegung dieses Amtes gewesen. Oder aber der offene Protest gegen seinen Dienstherrn. Davon war Filbinger nachweislich weit entfernt. Unglaublich, dass er heute zum Widerständler verklittert wird - eine posthume Ohrfeige für Hans und Sophie Scholl und viele andere. Unglaublich auch, dass er es später zum Ministerpräsident von Baden-Württeberg gebracht hat, obwohl er wenig dazugelernt zu haben scheint: In dem von ihm 1979 gegründeten und aus Steuermitteln finanzierten Studienzentrum Weikersheim wurde noch in den 90er Jahren Rechtsextremisten das Wort gegeben und öffentlich der Holocaust angezweifelt, wie die Stuttgarter Zeitung berichtet. Und bei all dem nun diese Rede seines Nachfolgers. Einfach unglaublich.

Nachtrag (16.04.): Oettinger habe Filbinger als Wiederstandskämpfer dargestellt ist eine nicht ganz korrekte Wiedergabe seiner Worte. Er hat das nicht so gesagt. In der Sache aber ändert das nichts.

Montag, April 02, 2007

Kinder sind unsere Zukunft...


...wurde ein Oberbürgermeister gestern in der Lokalzeitung zitiert. Darum, so die Argumentation nicht nur des OB, sondern aller Politiker landauf und landab, muss in die Kinder investiert werden. Hubert F. setzt das in die Tat um: Der Vater tritt im Beruf kürzer, um sich stärker seinem Sohnemann zu widmen und argumentiert im Amtsblatt ganz im Geiste des OB: "Die Weichen werden jetzt gestellt. Ich denke, das ist ein Investment, das irgendwann zurückkommt."
Ich will diesen Menschen, die ja gute Absichten hegen, keinen Strick aus ihren Worten drehen; aber es ist schon frappierend, wie die Betriebswirtschaft Einzug gehalten hat in unser Denken. Und es bleibt ja nicht bei der Rhethorik. Da wird eine Unterhaltungsindustrie auf unsere Kinder losgelassen, die sie verblöden lässt, Kinderkanäle gut geheißen obwohl inzwischen jeder weiß, dass Kinder vor dem Fernseher dick und zappelig werden und ihre Kreativität einbüßen. Man schüttet die Kleinen mit Werbebotschaften, Plastikspielzeug, Süßigkeiten zu und lässt sie mit Gewaltphantasien aus Computerspielen allein. Man verdient am Alkohol- und Nikotinkonsum. Unsere Kinder sind ein riesiger Markt, und es soll mir keiner erzählen, dass es nicht in erster Linie wirtschaftliche Überlegungen sind, die uns davon abhalten, all das zu verhindern. Wir nehmen Allergien und Stress in Kauf (zwischen 15 und 20 Prozent der Kids leiden unter stressbedingten psychischen Störungen), wenn nur die Räder sich drehen und der Rubel rollt. An IHRE Zukunft, die nach der unseren kommt, denken wir dabei lieber nicht - oder nur mit schlechtem Gewissen.