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Denk Tank

Gehirnschlacke und Gedankenmüll von Roland Bart

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Hin und wieder muss es einfach sein: Eine Beobachtung löst einen Gedanken aus, der sich wie eine Wolke im Kopf verbreitet und sich nicht wieder verflüchtigt, bevor er nicht in irgendeiner Weise geäußert ist. Und ich denke viel. Eigentlich ständig. (Auch wenn ich nur sehr selten Zeit habe, diese Gedanken zu formulieren). Ich bin wie ein Besucher, ein Tourist von einem anderen Stern, der nicht anders kann als zu beobachten, nachzudenken und sich immer wieder aufs Neue über Alltäglichkeiten zu wundern, darüber, wie wir leben in unserem kleinen Biptop called Planet Earth. Und wer bin ich? Hab ich ja eben gesagt: Ein Tourist von einem anderen Stern.

Dienstag, September 08, 2009

Deutsche töten...

in Afghanistan. Das wäre nicht weiter aufgefallen, wenn nicht Zivilisten dabei - vermutlich - umgekommen wären. 50 tote Taliban hingegen sind 50 tote Terroristen und damit eine gute Tat. So die einfache Gleichung. Diskutierte das heute mit meiner Kollegin. "Die Taliban, das sind doch alles Terroristen." Sagt sie im Brustton der Überzeugung. Bin Laden, Al Quaida und so - alles dasselbe. Und die Tanklaster, die auf deutsche Anweisung in die Luft gesprengt wurden (während vermutlich Zivilisten sich dort mit Benzin eindeckten), waren die nicht für Selbstmordattentate bestimmt? "Was würdest Du machen, wenn Dir einer ans Leben will - würdest Du Dich nicht auch verteidigen?" Sie meinte die Piloten in den Kampfjets.

Kaum anzukommen gegen die geballte Macht der Vereinfachung.

Die Taliban, das sind zunächst einmal ziemlich extrem religiöse Stammeskrieger. Die, das ist richtig, das Land ins Mittelalter zurückgebracht haben, die Frauen unterdrücken und Buddha-Statuen zerstören. Das konnten sie allerdings erst, nachdem die Amerikaner und die Sowjets das Land in ihrem Kampf um die Vorherrschaft über dieses strategisch und geopolitisch wichtige Fleckchen Erde in Chaos gestürzt hatten. Was zum Bürgerkrieg der Mudschaheddin, also der mit US Mitteln gegen die Sowjets aufgebauten Guerillia-Gruppierungen, führte. Und dieser Bürgerkrieg wiederum begünstigte das Hochkommen der Taliban Anfang der 90ger Jahre, die als Ordnungsmacht auftraten - und übrigens ebenfalls von den USA - jetzt gegen die Mudschaheddin - unterstützt wurden. Komplizierte Geschichte. Aber: Wir (der Westen) haben in gewisser Weise die Geister erst gerufen, die wir jetzt bekämpfen.

Es liegt mir fern, ein gutes Wort für die Taliban zu verlieren. Aber aus ihrer Sicht sind wir es, die angreifen, und sie, die ihr Land und ihre Ehre verteidigen. Dass sich meine Kollegin als Mitstreiterin der afghanischen Frauen sieht, ist ehrbar - aber die Frauen haben George W. Bush wenig interessiert, als er in Afghanistan einmarschierte. Er musste nach dem Angriff auf den World Trade Center (hinter dem übrigens nicht die Taliban steckten) Muskeln zeigen und handeln. Die Taliban boten Bin Laden Unterschlupf - und das war zunächst einmal ihr terroristischer Akt. Was die Taliban ansonsten taten, interessierte die Amerikaner bis zu diesem Zeitpunkt herzlich wenig, ebensowenig wie die Untaten anderer Unterdrücker, die sie traditionell so lange unterstützen, bis sie sich gegen sie wandten - Saddam Hussein war einer davon.

Für uns sind die Taliban damit im offiziellen Sprachgebrauch pauschal und allesamt zu Terroristen geworden und damit auf der Abschussliste. Nur ein toter Taliban ist ein guter Taliban, ist meine Kollegin überzeugt, und wir Deutschen müssen unsere Verbündeten dabei unterstützen, sie auszumerzen und können uns nicht ewig hinter unserer humanitären Ausrede verstecken. Und darum ist es nur schlimm, falls tatsächlich Zivilisten bei dem Angriff ums Leben kamen.

Für mich ist es ein Skanal, dass deutsche Soldaten dort gezielt an der Tötung von Menschen beteiligt sind. Wie es auch ein Skandal ist, dass sie sich für diese Sache töten lassen. Ja, ich halte daran fest: Auch Taliban-Kämpfer sind Menschen, gleichwertig mit deutschen Soldaten. Ich lasse mir die Kriegs-Logik nicht einreden, dass es Menschen gibt, die man töten darf (feindliche Soldaten) und andere, bei denen es verboten ist (Zivilisten). All das ist nicht minder ein kultureller Rückschritt ins Mittelalter.
Und es behaupte keiner, wir hätten keine Wahl. Was uns fehlt, ist der Mut, nein zu sagen.

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