Nach Führern...
Interessant übrigens der Fall des Japanischen Premiers Junichiro Koizumi, genannt "der Samurai": Der Exzentriker hat Führungsstärke bewiesen, indem er sich gegen alle Widerstände aus den eigenen Reihen dem Kampf gegen die bürokratischen Windmühlen verschrieben hat. Allein der daraus resultierende psychologische Effekt sorgt für Aufschwung: Japanische Konzerne investieren wieder im eigenen Land, seit 2003 entstehen monatlich 30.000 neue Jobs im privaten Industrie- und Dienstleistungsbereich, die Arbeitslosenquote ist von sechs auf vier Prozent gefallen.
Unter Helmut Kohl ging es den Deutschen - subjektiv - gut: weil Kohl seine Autorität so zu installieren verstand, dass keinen Widerspruch neben ihm bestehen konnte, außer vielleicht von Seiten des Führers des Freistaats Bayern, FJ Strauß. Zu Gerhard Schröders Verhängnis wurde die demokratische Grundüberzeugung seiner Partei, für die er einzustehen hatte. Demokratie und Führerschaft - ein Widerspruch. Die Führerfigur Schröder wurde von seiner eigenen Partei systematisch demontiert, und wenn morgen Wahl wäre, würde eine Mehrheit den Mann Schröder wählen, nur eine Minderheit aber seine Partei.
Morgen ist Wahl. Eine schwierige Wahl, denn auch die Opposition hat keine Führernatur zu bieten. Sie ist in sich zerstritten und demontiert die Kanzlerkandidatin bevor diese überhaupt zur Kanzlerin gekrönt ist: Das deutsche Volk leidet. Guidance (der englische, entschärfte Begriff für Führung) ist nicht in Sicht. Keiner, der uns das Gefühl gibt: "Es wird weh tun, aber er wird den Karren aus dem Dreck ziehen." Wir sind ja zu Opfern bereit - wir wollen nur das Gefühl haben, dass unsere Opfer einen Sinn hatten, und nicht aus den Reihen derselben Partei einen Tag später hören, dass die letzte Reform ein Schuss in den Ofen war. "Wen sollen wir nur wählen?" fragen mich ratlose Freunde. Mir fällt die Antwort leicht: "Die Opposition natürlich". Denn nur dort entsteht, was die Hoffnung am Leben erhält: Die Utopie.
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