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Denk Tank

Gehirnschlacke und Gedankenmüll von Roland Bart

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Hin und wieder muss es einfach sein: Eine Beobachtung löst einen Gedanken aus, der sich wie eine Wolke im Kopf verbreitet und sich nicht wieder verflüchtigt, bevor er nicht in irgendeiner Weise geäußert ist. Und ich denke viel. Eigentlich ständig. (Auch wenn ich nur sehr selten Zeit habe, diese Gedanken zu formulieren). Ich bin wie ein Besucher, ein Tourist von einem anderen Stern, der nicht anders kann als zu beobachten, nachzudenken und sich immer wieder aufs Neue über Alltäglichkeiten zu wundern, darüber, wie wir leben in unserem kleinen Biptop called Planet Earth. Und wer bin ich? Hab ich ja eben gesagt: Ein Tourist von einem anderen Stern.

Freitag, September 09, 2005

Seit drei Wochen...

...gibt es einen Öko-Supermarkt in unserem Stadtteil. Eine Straßenecke weiter dümpelt seitdem der alt eingesessene Ökoladen vor sich hin. Jedes Mal wenn ich ihn passiere, sehe ich keinen einzigen Kunden in den Verkaufsräumen. Es ist einer dieser alternativen Betriebe mit bärtigen Männern in Birkenstocklatschen an der Kasse, engen kleinen Räumen und teurem, nicht immer ganz frischem Gemüse. Man musste Zeit mitbringen, wenn man hier einkaufen ging. Wer nur einen Laib Brot erstehen wollte, musste sich an der Käsetheke anstellen, wo ältere Damen oder Mütter aus besser betuchtem Hause mit aller Zeit der Welt und genügen Geld in den Taschen von jeder Käsesorte drei Scheiben - "dürfen's auch vier sein?" - orderten, bis man endlich sein "Ein Roggenvollkornbrot bitte" loswerden konnte. Ich ging ungern in diesen Laden, vor allem, weil ich mich für mickrigen Blumenkohl zum Stückpreis von 2 Euro 80 nicht reich genug fühle.
Darum werfe ich seit drei Wochen auch nur noch einen kurzen Blick in die ausgestorbenen Verkaufsräume und fülle meine Taschen im neuen Öko-Supermarkt. Kein Gedränge trotz Andrang, großzügige Supermarkt-Räume, riesiges Sortiment - und alles kaum teurer als im Edeka. Ein Öko Schlaraffenland! Der Blumenkohl für 1,99 .- und drei rote Paprika kosten grad mal 2,50 (Ich darf das ja nicht in DM umrechnen...). Aber ein schlechtes Gewissen beschleicht mich jedes Mal. Leiste ich hier nicht dem Großer-Fisch-frißt-Kleinen-Fisch-Kapitalismus Vorschub? Verrate ich nicht meine Ideale? Werden hier nicht mit meiner Mithilfe wieder Arbeitsplätze vernichtet? Ein Freund beruhigte mich mit dem Satz: "Ich hasse diese kleinen, engen, langsamen Tante Emma Läden!". Geht mir, ehrlich gesagt genauso - weil ich Einkaufen hasse, undweil ein geräumiger Supermarkt mein Leben erleichtert. So ist das mit den Idealen. Sie sind eben nur Ideale, und damit anstrengend. Und darum werden sie nie verwirklicht (sonst wären sie auch keine Ideale mehr, sondern Realitäten). Helga Nowak, die lange idealistisch gebliebene DDR-Schriftstellerin, heute im Radio über ihr Ideal einer Lebensform: "Früher hatte ich die Utopie, mit anderen etwas Gemeinsames zu machen. Heute will ich meine Ruhe haben."

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