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Denk Tank

Gehirnschlacke und Gedankenmüll von Roland Bart

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Hin und wieder muss es einfach sein: Eine Beobachtung löst einen Gedanken aus, der sich wie eine Wolke im Kopf verbreitet und sich nicht wieder verflüchtigt, bevor er nicht in irgendeiner Weise geäußert ist. Und ich denke viel. Eigentlich ständig. (Auch wenn ich nur sehr selten Zeit habe, diese Gedanken zu formulieren). Ich bin wie ein Besucher, ein Tourist von einem anderen Stern, der nicht anders kann als zu beobachten, nachzudenken und sich immer wieder aufs Neue über Alltäglichkeiten zu wundern, darüber, wie wir leben in unserem kleinen Biptop called Planet Earth. Und wer bin ich? Hab ich ja eben gesagt: Ein Tourist von einem anderen Stern.

Donnerstag, August 11, 2005

Miese Stimmung: Schuld sind...

die Journalisten. Das muss doch mal gesagt sein. Deutschlandradio heute morgen:

Deutsche Wirtschaft stagniert im zweiten Quartal

Mit der Schlagzeile begrüßt mich DLR zum neuen Tag. Es folgen rote Zahlen. Gebetsmühlenartig werden in den deutschen Medien in sturer Regelmäßigkeit die Statistiken abgenudelt, seit Jahren sind es fast dieselben: quartalsweise die Wirschaftszahlen, jeden Monat aufs neue die Arbeitslosenzahlen, und wenn es neue Pisazahlen gibt, müssen die ebenfalls herhalten um uns einzubleuen: Es geht bergab. In den zahlenlosen Zwischenzeiten lieben es die Journalisten, über das Leid und die Not "der Deutschen" zu schreiben, die zwar reformhungrig seien aber nicht vor der eingene Haustüre kehren wollten, die mutlos seien und den Herausforderungen der Zeit nur mit Jammern begegneten. Woher wissen die Journalisten das? Aus den Statistiken? Aus repräsentativen Umfragen in ihrem Bekanntenkreis ("ja, alles wird unbezahlbar, und jetzt wollen sie auch noch an die steuerfreie Wochenendvergütung...")? Die Antwort liegt näher: Sie lesen es in der Zeitung. Und beten - besser: jammern - es den anderen nach. Denn die Medien sind es, die das Gejammere veranstalten, massenhaft und rund um die Uhr. Wie soll man auch nach der morgendlichen Zeitungspflichtlektüre als Journalist anders, als ins Jammern zu verfallen, angesichts all dieses Gejammers in den Medien?
Keiner kommt auf die Idee, dass man eine Statistik, die sich ohnehin kaum von der des letzten Quartals unterscheidet, nicht als Top-Meldung verbuchen müsste. Oder irgendeinen dösigen Ausspruch eines CDU-Politikers ob der dramatischen Lage des Landes nicht eins zu eins wiedergeben und gar zum Anlass einer düsteren Analyse des längst Bekannten nehmen müsste. Es gibt da einen Gestaltungsspielraum. Eigentlich. Das heißt nicht, dass fortan nur noch die guten Nachrichten verbreitet werden müssten. Aber darum geht's ja gar nicht: Es ginge darum, kritischen, investigativen Journalismus nicht mehr mit dem lustvollen Puhlen in längst offenen, bestens bekannten Wunden zu verwechseln. Darum, der vermeintliche Selbstverpflichtung zum Chronisten des Unglücks lebewohl zu sagen und mutig spannende, wirklich wichtige Themen in den Vordergrund zu stellen.

Ein Bekannter aus Dublin meinte kürzlich zu der Nachricht, dass Deutschland in der letzten Pisa-Studie aufgeholt habe: Eine deutsche Zeitung würde typischerweise titeln: "Wir sind besser geworden, aber nicht gut genug." In einer US-Zeitung würde man lesen: "Wir sind fast am Ziel". Und in einer englischen: "Die Franzosen sind schlechter!"

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