Nur ein Schritt...
Sie ist Anfang dreißig, spanischer Abstammung und möchte dorthin zurück. Nach Barcelona, eine meiner Traumstädte. Sie hat einen gut dotierten Job, würde auch in Spanien leicht eine Stelle finden. Und mit einem Mal tun sich vor meinem inneren Auge neue Räume auf, wo bislang alles nach einem einzigen, türlosen und weit gehend festgelegten Korridor aussah: Ich könnte mich für sie entscheiden, wir würden uns verlieben, sind es bereits, würden zusammen nach Barcelona ziehen, ich würde Kinder mit ihr haben, würde mich dem Vatersein widmen (auch das ein Traum von mir: Kinder, viele Kinder, erleben), während sie ihre Karriere verfolgt. Wir hätten ein Kindermädchen, ich würde fotografieren, schreiben ohne Verwertungsabsicht, sie würde genug Geld verdienen.
Aber ich habe bereits eine Frau und ein Kind. Die ich auf keinen Fall verlassen möchte - im Gegenteil: die ich am liebsten mitnehmen würde. Unmöglich und utopisch. Nicht gesellschaftsfähig. Entweder - oder. Tür auf, ein Schritt... oder zu. Aber ich verstehe plötzlich, wie sich diese Geschichten ergeben - zerbrechende Familien, verlassene Ehefrauen, vaterlose Kinder. Einmal der großen Sehsucht nach dem anderen Leben nachgeben, ein (falscher?) Schritt, wenn die Tür sich öffnet.
<< Home